Auswandern mit Kindern 2025 – Kompletter Ratgeber für Familien
Auswandern mit Kindern erfordert besondere Planung. Erfahren Sie alles über Schulsysteme, psychologische Vorbereitung, Spracherwerb und Integration für einen erfolgreichen Familienumzug ins Ausland.

Warum Auswandern mit Kindern besondere Planung erfordert
Auswandern als Familie ist eine der größten Entscheidungen Ihres Lebens – und für Ihre Kinder ist es oft noch einschneidender als für Sie selbst. Während Sie als Erwachsene die Vorteile rational abwägen können, erleben Kinder den Umzug als emotionale Achterbahnfahrt: Abschied von Freunden, neuer Schulalltag, fremde Sprache, unbekannte Kultur.
Die gute Nachricht: Mit der richtigen Vorbereitung, realistischen Erwartungen und kindgerechter Unterstützung kann der Umzug ins Ausland für Ihre Kinder zu einer bereichernden, lebensformenden Erfahrung werden. Kinder, die im Ausland aufwachsen, entwickeln oft besondere Fähigkeiten: Mehrsprachigkeit, kulturelle Sensibilität, Anpassungsfähigkeit und weltoffene Perspektiven.
Dieser umfassende Ratgeber begleitet Sie durch alle Aspekte des Auswanderns mit Kindern – von der Entscheidungsfindung über die Schulwahl bis zur erfolgreichen Integration. Kombinieren Sie diese Informationen mit unserer Auswandern Checkliste für eine vollständige Planung Ihrer Familienauswanderung.
Die Entscheidung: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Altersabhängige Vor- und Nachteile
Kleinkinder (0-5 Jahre):
Vorteile:
- Noch keine festen sozialen Bindungen außerhalb der Familie
- Intuitive Sprachaneignung ohne formelles Lernen
- Keine schulische Kontinuität erforderlich
- Schnelle Anpassung an neue Umgebung
- Eltern können Betreuungsmodell frei wählen
Herausforderungen:
- Eltern müssen Betreuung organisieren (Krippe, Kindergarten)
- Kleinkinder brauchen Stabilität und Routine
- Trennung von Großeltern kann schwierig sein
- Hoher Betreuungsaufwand für Eltern in Anfangsphase
Grundschulalter (6-11 Jahre):
Vorteile:
- Beste Phase für Spracherwerb (natürliche Zweisprachigkeit möglich)
- Sozial anpassungsfähig, neue Freundschaften entstehen schnell
- Schulwechsel noch nicht kritisch für Abschlüsse
- Neugier und Offenheit für Neues
- Noch stark familienzentriert
Herausforderungen:
- Erste feste Freundschaften, Abschied schmerzt
- Schulische Anpassung notwendig
- Unterschiedliche Schulsysteme können verwirrend sein
- Lese- und Schreibfähigkeiten in mehreren Sprachen entwickeln
Sekundarstufe I (12-14 Jahre):
Vorteile:
- Kinder verstehen Gründe für Auswanderung besser
- Können aktiv bei Planung mithelfen
- Alte Freundschaften über Social Media aufrechterhaltbar
- Selbstständiger im Alltag
Herausforderungen:
- Pubertät erschwert zusätzlich die Anpassung
- Festere soziale Bindungen, Verlust schmerzt mehr
- Schulische Anforderungen steigen
- Spracherwerb dauert länger
- Risiko sozialer Isolation höher
Sekundarstufe II und Abiturphase (15-18 Jahre):
Vorteile:
- Reife Perspektive auf Auswanderung
- Können eigene Entscheidungen mittragen
- Sprachkenntnisse aus Schulunterricht als Basis
Herausforderungen:
- Kritischste Phase für schulische Kontinuität
- Abschlüsse und Übergänge gefährdet
- Soziale Integration am schwierigsten
- Identitätssuche erschwert
- Oft besser, Schulabschluss in Deutschland abzuwarten
Empfehlung: Idealerweise wandern Sie aus, wenn Kinder zwischen 3 und 10 Jahren sind. Falls Ihre Kinder älter sind, planen Sie besonders intensive Unterstützung ein oder erwägen Sie Auswanderung nach Schulabschluss.
Familienkonstellation berücksichtigen
Beide Elternteile ziehen mit:
- Optimale Situation, Kinder haben volle Unterstützung
- Gemeinsame Entscheidung stärkt Familienzusammenhalt
- Beide Eltern müssen emotional verfügbar sein
Alleinerziehend:
- Besonders wichtig: Soziales Netzwerk im Zielland aufbauen
- Unterstützungssysteme frühzeitig organisieren
- Notfallplan für Krankheit oder Überforderung
- Eventuell zunächst in Stadt mit Expat-Community ziehen
Patchwork-Familien:
- Klärung Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht
- Umgangsregelungen mit in Deutschland bleibenden Elternteilen
- Regelmäßige Besuche einplanen und finanzieren
- Offene Kommunikation mit allen Beteiligten
Mehrere Kinder unterschiedlichen Alters:
- Individuelle Bedürfnisse jedes Kindes beachten
- Ältere Kinder als Mentoren für jüngere
- Geschwister unterstützen sich gegenseitig
- Aber: Aufmerksamkeit für jedes Kind einzeln wichtig
Vorbereitung: Kinder von Anfang an einbeziehen
Offene Kommunikation von Beginn an
Wann sollten Sie mit Kindern über Auswanderungspläne sprechen?
- Grundschüler: 6-9 Monate vorher
- Jugendliche: 12-18 Monate vorher (sie brauchen mehr Zeit zur Verarbeitung)
- Kleinkinder: 2-3 Monate vorher (zu früh überfordert sie)
Wie sprechen Sie mit Kindern über Auswanderung?
Altersgerecht kommunizieren:
- Kleinkinder: “Wir ziehen in ein neues Land, wo es warm ist und schöne Strände gibt.”
- Grundschüler: “Wir haben die Chance, in [Land] zu leben. Das bedeutet neue Schule, neue Freunde, aber auch Abenteuer.”
- Jugendliche: Ehrliche Diskussion über Gründe, Vor- und Nachteile, finanzielle Situation
Gefühle validieren:
- “Ich verstehe, dass du traurig bist, deine Freunde zu verlassen.”
- “Es ist normal, Angst vor Neuem zu haben.”
- “Du darfst wütend sein. Das ist eine große Veränderung.”
Positive Aspekte betonen, ohne zu beschönigen:
- Neue Erfahrungen, Abenteuer, Reisemöglichkeiten
- Neue Freunde aus aller Welt
- Zweisprachigkeit als Geschenk
- Aber auch ehrlich über Herausforderungen sprechen
Kindern Mitspracherecht geben:
- Bei Haussuche: Kinder wählen ihr Zimmer
- Bei Länderwahl (wenn möglich): Präferenzen anhören
- Bei Freizeitgestaltung: Hobbys im neuen Land suchen
- Wichtig: Endentscheidung liegt bei Eltern, aber Kinder fühlen sich gehört
Praktische Vorbereitung mit Kindern
6-12 Monate vor Auswanderung:
Gemeinsam das Zielland erkunden:
- Bücher über Land und Kultur lesen
- Filme und Dokumentationen schauen
- Landestypisches Essen kochen
- Grundwortschatz der Sprache lernen (spielerisch mit Apps wie Duolingo Kids)
Kontakt zu Kindern im Zielland:
- Pen-Pal-Programme nutzen (z.B. über internationale Schulen)
- Facebook-Gruppen für Familien im Zielland beitreten
- Videoanrufe mit Kindern von Bekannten im Zielland
Vorbereitungsreise planen:
- 2-4 Wochen im Zielland verbringen
- Potenzielle Schulen besichtigen
- Wohnungen und Stadtteile anschauen
- Freizeitangebote testen (Parks, Sportvereine, Bibliotheken)
- Kinder bekommen realistische Vorstellung
3-6 Monate vor Auswanderung:
Abschiedsrituale gestalten:
- Abschiedsfest mit Freunden feiern
- Freundschaftsbuch anlegen
- Fotos mit Freunden machen
- Adressen und E-Mails austauschen
- Abschied von Lieblingsorten (Spielplatz, Park, Schule)
Packen als Familienprojekt:
- Jedes Kind packt eigene Kiste mit Lieblingssachen
- Gemeinsam entscheiden, was mitkommt
- “Abschieds-Box” mit Erinnerungen aus Deutschland
Routinen beibehalten:
- Vertraute Abläufe so lange wie möglich aufrechterhalten
- Lieblingsspielzeug und Kuscheltiere mitnehmen
- Rituale (Gutenachtgeschichte, Wochenendausflüge) fortführen
Schulwahl: Das richtige Bildungssystem für Ihr Kind
Öffentliche Schulen im Zielland
Vorteile:
- Kostenlos oder sehr günstig
- Beste Integration in lokale Kultur
- Kinder lernen Landessprache perfekt
- Soziale Kontakte mit einheimischen Familien
- Authentisches Erleben des Landes
Nachteile:
- Sprachbarriere in den ersten Monaten
- Lehrpläne unterscheiden sich stark von Deutschland
- Rückkehr nach Deutschland erschwert (Anerkennung)
- Eltern können bei Hausaufgaben oft nicht helfen (Sprachbarriere)
- Qualität variiert stark je nach Land und Region
Ideal für:
- Familien, die dauerhaft im Ausland bleiben wollen
- Kinder im Grundschulalter (schneller Spracherwerb)
- Länder mit hohem Bildungsstandard
- Familien mit begrenztem Budget
Länderbeispiele:
- Nordeuropa (Finnland, Norwegen, Schweden): Exzellente öffentliche Schulen, oft Englisch als Unterrichtssprache ab höheren Klassen
- Niederlande: Gute öffentliche Schulen, viele bieten bilinguale Programme
- Spanien, Portugal: Solide öffentliche Schulen, aber wenig Englisch
- USA: Qualität stark abhängig von Wohnort (Schulbezirke)
Internationale Schulen
Vorteile:
- Unterricht auf Englisch (manchmal auch Deutsch)
- International anerkannte Abschlüsse (IB, A-Levels, IGCSE)
- Multikulturelle Umgebung (Expat-Kinder aus aller Welt)
- Einfacher Wechsel zwischen Ländern
- Oft hoher akademischer Standard
- Eltern können schulisch unterstützen
Nachteile:
- Sehr teuer: 5.000-30.000 Euro pro Jahr und Kind
- Weniger Integration in lokale Kultur
- “Expat-Bubble” – isoliert von lokaler Bevölkerung
- Nicht in jedem Land oder jeder Stadt verfügbar
- Wartelisten können lang sein
Ideal für:
- Familien mit höherem Budget
- Geplante Rückkehr nach Deutschland oder weitere Umzüge
- Jugendliche kurz vor Abschluss
- Länder mit schwachem öffentlichen Schulsystem
Kosten-Beispiele:
- Thailand (Bangkok): 10.000-25.000 Euro pro Jahr
- Portugal (Lissabon): 8.000-20.000 Euro pro Jahr
- Spanien (Barcelona): 12.000-28.000 Euro pro Jahr
- VAE (Dubai): 15.000-35.000 Euro pro Jahr
Deutsche Auslandsschulen
Vorteile:
- Unterricht nach deutschem Lehrplan
- Deutsches Abitur möglich
- Nahtlose Rückkehr nach Deutschland
- Deutsche Sprache wird gefördert
- Kulturelle Identität bleibt erhalten
Nachteile:
- Kosten: 3.000-15.000 Euro pro Jahr (je nach Land und Einkommensstufe gestaffelt)
- Nur in etwa 140 Städten weltweit verfügbar
- Begrenzte Integration in lokale Kultur
- Oft lange Wartelisten
- Landessprache wird nur als Fremdsprache gelehrt
Ideal für:
- Geplante Rückkehr nach Deutschland
- Eltern legen Wert auf deutsche Bildung
- Kinder in kritischer Schulphase (Mittelstufe, Oberstufe)
- Verfügbar im Zielland
Verfügbarkeit:
- Europa: Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, UK, Griechenland, Türkei
- Amerika: USA (mehrere), Kanada, Mexiko, Brasilien, Chile, Argentinien
- Asien: China (mehrere), Japan, Thailand, Singapur, Indien
- Afrika: Südafrika, Ägypten, Kenia
- Liste unter: auslandsschulwesen.de
Homeschooling und Online-Schulen
Vorteile:
- Flexibilität bei häufigen Umzügen
- Individuelle Lerngeschwindigkeit
- Familie entscheidet über Lehrplan
- Oft günstiger als internationale Schulen
Nachteile:
- In Deutschland nicht erlaubt (Schulpflicht)
- Soziale Kontakte müssen aktiv organisiert werden
- Eltern tragen volle Verantwortung
- Abschlüsse nicht überall anerkannt
- Anerkennung bei Rückkehr nach Deutschland problematisch
Ideal für:
- Digitale Nomaden mit häufigen Ortswechseln
- Kinder mit besonderen Lernbedürfnissen
- Abgelegene Regionen ohne gute Schulen
- Eltern mit pädagogischer Erfahrung
Schulanmeldung und Bürokratie
Typische Schritte:
Recherche und Auswahl (6-12 Monate vorher):
- Online-Recherche zu Schulen im Zielort
- Kontakt zu Schulen aufnehmen
- Wartelisten und Anmeldefristen prüfen
Dokumente vorbereiten:
- Schulzeugnisse (beglaubigt und übersetzt)
- Geburtsurkunde (beglaubigt und übersetzt)
- Impfausweis (oft erforderlich)
- Reisepass
- Nachweis Wohnsitz im Zielland
- Sprachtest (bei internationalen Schulen oft erforderlich)
Anmeldung (3-6 Monate vorher):
- Anmeldeformulare ausfüllen
- Persönliches Gespräch oder Video-Interview
- Aufnahmeprüfung oder Einstufungstest
- Warteliste oder direkte Zusage
Einschreibung:
- Schulvertrag unterschreiben
- Schulgebühren zahlen (erste Rate)
- Schuluniform kaufen (falls erforderlich)
- Informationen zu Schulbus, Mittagessen, Materialien
Spracherwerb: So lernen Kinder die neue Sprache
Wie Kinder Sprachen lernen
Altersabhängige Spracherwerbsphasen:
Kleinkinder (0-5 Jahre):
- Lernen Sprachen intuitiv durch Immersion
- Keine bewusste Anstrengung nötig
- Akzentfreie Aussprache
- Zweisprachigkeit entwickelt sich parallel
- Timeframe: 6-12 Monate bis fließend
Grundschüler (6-11 Jahre):
- Noch natürlicher Spracherwerb
- Kombinieren intuitive und kognitive Strategien
- Schnelle Fortschritte in Konversation
- Akademische Sprache braucht länger (2-3 Jahre)
- Können Muttersprache parallel entwickeln
Jugendliche (12-18 Jahre):
- Lernen stärker kognitiv (Grammatik, Vokabeln)
- Soziale Hemmschwelle höher (Angst vor Fehlern)
- Akzent bleibt oft bestehen
- Akademische Sprache: 3-5 Jahre für Muttersprachler-Niveau
- Brauchen strukturierten Unterricht und soziale Motivation
Strategien für erfolgreichen Spracherwerb
1. Immersion von Tag eins:
- Kinder in öffentliche Schule oder Kindergarten
- Lokale Sportvereine, Musikschulen, Spielgruppen
- Playdates mit einheimischen Kindern organisieren
- Fernsehen und Bücher in Landessprache
2. Sprachkurse als Ergänzung:
- Intensivkurs vor Schulbeginn (4-8 Wochen)
- Private Nachhilfe in den ersten Monaten
- Online-Sprachlern-Apps (Duolingo, Babbel Kids)
- Kosten: 200-500 Euro pro Monat
3. Muttersprache bewahren:
- Zu Hause weiter Deutsch sprechen
- Deutsche Bücher lesen
- Deutsche Filme und Hörbücher
- Kontakt zu deutschsprachigen Kindern
- Besuch deutscher Samstagsschulen (falls verfügbar)
- Sommerferien in Deutschland verbringen
4. Spracherwerbsphasen verstehen:
Phase 1: Silent Period (0-3 Monate):
- Kinder hören zu, sprechen kaum
- Verständnis entwickelt sich
- Nicht drängen! Das ist normal
Phase 2: Erste Worte (3-6 Monate):
- Einfache Worte und Phrasen
- Viele Fehler, Code-Switching (Mischung beider Sprachen)
- Ermutigung wichtig
Phase 3: Einfache Sätze (6-12 Monate):
- Kommunikation funktioniert im Alltag
- Grammatik noch fehlerhaft
- Selbstvertrauen wächst
Phase 4: Fließende Konversation (12-24 Monate):
- Flüssiges Sprechen
- Akzent immer noch vorhanden
- Fehler werden seltener
Phase 5: Akademische Sprache (24-36 Monate):
- Komplexe Texte verstehen und schreiben
- Fachvokabular
- Muttersprachler-Niveau
5. Geduld und positive Verstärkung:
- Kinder nicht überfordern
- Jeden Fortschritt feiern
- Fehler nicht übermäßig korrigieren
- Soziale Interaktion wichtiger als Perfektion
Integration: Soziale Kontakte und neue Freundschaften
In den ersten Wochen
Schnell Routine aufbauen:
- Feste Tagesabläufe schaffen Sicherheit
- Schulweg üben
- Lieblingsplätze im neuen Wohnort finden
- Gemeinsame Familienrituale etablieren
Soziale Anknüpfungspunkte schaffen:
- Nachbarskinder kennenlernen
- Schulfreunde nach Hause einladen
- Gemeinsame Aktivitäten mit anderen Familien
- Parks und Spielplätze regelmäßig besuchen
Hobbys und Vereine:
- Sport (Fußball, Schwimmen, Tanzen) – universell und verbindend
- Musik (Musikschule, Chor)
- Kunst (Malkurse, Theatergruppen)
- Pfadfinder, Jugendgruppen
Herausforderungen und Lösungen
Problem: Kind findet keine Freunde
Lösungen:
- Playdates aktiv organisieren (andere Eltern ansprechen)
- Freizeitaktivitäten intensivieren
- Schulische Unterstützung suchen (Lehrer ansprechen)
- Geduld: Integration braucht 6-12 Monate
- Expat-Gruppen für Kinder (falls vorhanden)
Problem: Heimweh und Trauer
Lösungen:
- Gefühle ernst nehmen und validieren
- Kontakt zu alten Freunden pflegen (Videoanrufe, Briefe)
- Erinnerungen bewahren (Fotoalben, Souvenirs)
- Neue positive Erlebnisse schaffen
- Bei anhaltender Traurigkeit: Kinderpsychologe konsultieren
Problem: Sprachbarriere frustriert Kind
Lösungen:
- Erfolgserlebnisse schaffen (einfache Aufgaben in neuer Sprache)
- Sprachbuddy finden (zweisprachiges Kind als Mentor)
- Geduldig bleiben, keine Vergleiche mit anderen Kindern
- Spielerisch lernen (Spiele, Videos, Lieder)
Problem: Schulische Überforderung
Lösungen:
- Mit Lehrern sprechen (Nachteilsausgleich wegen Sprache)
- Nachhilfe organisieren
- Erwartungen anpassen (erstes Jahr: Sprache wichtiger als Noten)
- Lerngruppen mit Klassenkameraden bilden
Kulturelle Anpassung fördern
Lokale Kultur kennenlernen:
- Traditionen und Feste gemeinsam erleben
- Landestypisches Essen probieren
- Geschichten und Geschichte des Landes lernen
- Museen, Sehenswürdigkeiten besuchen
Multikulturelle Identität entwickeln:
- Kinder dürfen sich “dazwischen” fühlen
- Beide Kulturen wertschätzen
- “Third Culture Kids” (TCK) sind international, nicht nur deutsch
- Pride in Mehrsprachigkeit und Weltoffenheit
Psychologische Aspekte: Emotionale Unterstützung
Typische emotionale Phasen nach Auswanderung
Phase 1: Honeymoon (Woche 1-4):
- Aufregung und Neugierde
- Alles ist spannend und abenteuerlich
- Euphorie überwiegt
Phase 2: Kulturschock (Monat 2-6):
- Realität setzt ein
- Heimweh, Frustration, Trauer
- Sprachbarriere frustriert
- Freunde fehlen
- “Warum haben wir das gemacht?”
Phase 3: Anpassung (Monat 6-12):
- Alltag wird zur Normalität
- Erste Freundschaften entstehen
- Sprachfortschritte motivieren
- Positive Erlebnisse häufen sich
Phase 4: Integration (ab Monat 12):
- Neues Land fühlt sich wie Zuhause an
- Soziales Netzwerk etabliert
- Zweisprachigkeit entwickelt
- Multikulturelle Identität entsteht
Warnsignale ernstnehmen
Wann sollten Sie professionelle Hilfe suchen?
- Anhaltende Traurigkeit mehr als 3 Monate
- Sozialer Rückzug (will nicht zur Schule, keine Freunde)
- Schulische Leistungen brechen massiv ein
- Aggressives Verhalten, Wutausbrüche
- Schlafstörungen, Albträume
- Psychosomatische Beschwerden (Bauchschmerzen, Kopfschmerzen)
- Essstörungen
- Selbstverletzung oder suizidale Gedanken (sofort handeln!)
Wo finden Sie Hilfe?
- Schulpsychologen (viele internationale Schulen haben diese)
- Kinderpsychologen im Zielland (oft englischsprachig verfügbar)
- Online-Therapie auf Deutsch (z.B. über deutsche Versicherung)
- Expat-Unterstützungsgruppen
Eltern als emotionale Anker
Was Kinder von Ihnen brauchen:
Emotionale Verfügbarkeit:
- Zeit für Gespräche
- Aktiv zuhören ohne sofort zu lösen
- Gefühle validieren
Stabilität und Routine:
- Verlässliche Abläufe
- Vertraute Rituale
- Klare Regeln
Eigene Zuversicht:
- Kinder spüren Ihre Unsicherheit
- Arbeiten Sie an Ihrer eigenen Anpassung
- Positive Einstellung vorleben
Flexibilität:
- Bereit sein, Entscheidungen zu revidieren
- Wenn es wirklich nicht funktioniert: Rückkehr ist keine Schande
Praktische Herausforderungen meistern
Kinderbetreuung für Kleinkinder
Krippe und Kindergarten im Ausland:
- Anmeldung oft 6-12 Monate im Voraus
- Kosten variieren stark: kostenlos (Nordeuropa) bis 500-1.500 Euro monatlich (USA, UK)
- Qualität und Betreuungsschlüssel prüfen
- Eingewöhnungszeit einplanen (2-4 Wochen)
Alternativen:
- Au-pair (Kosten: Kost und Logis plus 260-500 Euro Taschengeld monatlich)
- Tagesmutter (günstiger als Krippe, flexibler)
- Babysitter über Expat-Netzwerke
- Co-Betreuung mit anderen Familien
Gesundheitsversorgung für Kinder
Wichtige Schritte:
Vor der Auswanderung:
- Umfassende Gesundheitschecks (Zahnarzt, Kinderarzt, Augenarzt)
- Impfungen aktualisieren
- Impfausweis auf Englisch übersetzen lassen
- Bei chronischen Erkrankungen: Ausreichend Medikamente mitnehmen, ärztliche Bescheinigungen
Im Zielland:
- Kinderarzt suchen (idealerweise englisch- oder deutschsprachig)
- Krankenversicherung abschließen (siehe Krankenversicherung beim Auswandern)
- Notfallnummern speichern
- Nächstes Kinderkrankenhaus lokalisieren
Besonderheiten beachten:
- Manche Länder haben andere Impfvorschriften
- Medikamente sind nicht überall verfügbar
- Standards der Kinderbetreuung variieren
Ferienplanung und Heimatbesuche
Wie oft nach Deutschland?
- Mindestens 1-2 Mal pro Jahr empfohlen
- Schulferien nutzen (Sommer, Weihnachten)
- Kinder brauchen Kontinuität zu Großeltern und alten Freunden
Kosten einplanen:
- Flüge für Familie können teuer sein (2.000-5.000 Euro pro Besuch)
- Budget: 5.000-10.000 Euro jährlich für Heimatbesuche
- Gegenbesuche einladen (Großeltern kommen ins neue Land)
Balance finden:
- Zu häufige Besuche erschweren Integration
- Zu seltene Besuche führen zu Entfremdung
- 2-3 Wochen pro Besuch optimal
Finanzielle Planung für Familien
Zusätzliche Kosten durch Kinder
Einmalige Kosten bei Auswanderung:
- Schulgebühren (Anmeldegebühr): 500-5.000 Euro
- Schuluniformen: 200-800 Euro
- Schulmaterialien: 300-1.000 Euro
- Möbel für Kinderzimmer: 1.000-3.000 Euro
- Sprachkurse: 500-2.000 Euro
Laufende Mehrkosten:
- Internationale Schule: 5.000-30.000 Euro pro Jahr und Kind
- Deutsche Auslandsschule: 3.000-15.000 Euro pro Jahr und Kind
- Nachhilfe: 200-500 Euro monatlich
- Hobbys und Vereine: 100-400 Euro monatlich
- Kinderbetreuung: 0-1.500 Euro monatlich
- Krankenversicherung für Kinder: 50-200 Euro monatlich
- Heimatbesuche: 5.000-10.000 Euro jährlich
Budget-Beispiel Familie mit 2 Kindern in Lissabon:
- Internationale Schule (2 Kinder): 30.000 Euro jährlich
- Miete 3-Zimmer-Wohnung: 1.500 Euro monatlich
- Lebenshaltung: 1.200 Euro monatlich
- Versicherungen: 300 Euro monatlich
- Hobbys und Freizeit: 400 Euro monatlich
- Gesamt: etwa 60.000-70.000 Euro jährlich
Finanzielle Absicherung
Notwendige Rücklagen:
- 6-12 Monate Lebenshaltungskosten
- Rückkehr-Budget (falls Integration scheitert): 10.000-20.000 Euro
- Notfall-Heimreisen: 3.000-5.000 Euro
Tipp: Viele Familien unterschätzen die Kosten. Kalkulieren Sie 30 Prozent Puffer ein.
Rückkehr nach Deutschland: Plan B im Kopf
Wann ist Rückkehr die richtige Entscheidung?
Legitime Gründe:
- Kind leidet anhaltend und massiv
- Schulische Integration scheitert trotz aller Bemühungen
- Finanzielle Situation unhaltbar
- Gesundheitliche Gründe
- Familiäre Notfälle in Deutschland
Keine Schande:
- Nicht jede Auswanderung funktioniert
- Besser umkehren als Familie zu zerstören
- Kinder sind resilient, erholen sich auch von Rückkehr
Schulische Re-Integration in Deutschland
Herausforderungen:
- Lücken im deutschen Lehrplan (besonders Rechtschreibung, Mathematik)
- Soziale Re-Integration (alte Freunde haben sich weiterentwickelt)
- Umgekehrter Kulturschock (Deutschland fühlt sich fremd an)
Vorbereitung:
- 6-12 Monate Vorlaufzeit für Rückkehr
- Schule in Deutschland frühzeitig kontaktieren
- Anerkennung ausländischer Zeugnisse klären
- Eventuell Nachhilfe organisieren
- Kinder psychologisch auf Rückkehr vorbereiten
Länderbeispiele: Auswandern mit Kindern
Portugal
Vorteile:
- Sichere, familienfreundliche Umgebung
- Gutes Wetter, Outdoor-Aktivitäten
- Internationale Schulen verfügbar (Lissabon, Porto, Algarve)
- EU-Mitglied, einfache Einwanderung
- Mehr dazu: Auswandern nach Portugal
Herausforderungen:
- Schulgebühren hoch (internationale Schulen)
- Öffentliche Schulen mit Sprachbarriere
- Löhne niedriger als in Deutschland
Kosten:
- Internationale Schule: 8.000-20.000 Euro pro Jahr
- Lebenshaltung Familie: 2.500-4.000 Euro monatlich
Spanien
Vorteile:
- Familienorientierte Kultur
- Viele Deutsche bereits vor Ort
- Gute internationale Schulen in Barcelona, Madrid, Málaga
- Lebensqualität und Klima
Herausforderungen:
- Öffentliche Schulen regional unterschiedlich
- Katalanisch in Katalonien zusätzlich zur Sprachbarriere
Kosten:
- Internationale Schule: 12.000-28.000 Euro pro Jahr
- Lebenshaltung Familie: 2.800-4.500 Euro monatlich
Kanada
Vorteile:
- Exzellente öffentliche Schulen (kostenlos)
- Hohe Lebensqualität, sichere Umgebung
- Multikulturelle Gesellschaft
- Kinder willkommen
- Mehr dazu: Auswandern nach Kanada
Herausforderungen:
- Englisch (oder Französisch in Quebec) notwendig
- Kalte Winter
- Hohe Lebenshaltungskosten
Kosten:
- Öffentliche Schule: kostenlos
- Lebenshaltung Familie: 3.500-5.500 CAD monatlich
Thailand
Vorteile:
- Niedrige Lebenshaltungskosten
- Warmes Klima, Outdoor-Lifestyle
- Internationale Schulen mit hohem Standard
- Freundliche, kinderliebende Kultur
- Mehr dazu: Auswandern nach Thailand
Herausforderungen:
- Kulturunterschiede groß
- Medizinische Versorgung außerhalb Städte begrenzt
- Visa-Bestimmungen komplex
Kosten:
- Internationale Schule: 10.000-25.000 Euro pro Jahr
- Lebenshaltung Familie: 2.000-3.500 Euro monatlich
Checkliste: Auswandern mit Kindern
12-18 Monate vorher:
- Entscheidung mit allen Familienmitgliedern besprechen
- Zielland auswählen unter Berücksichtigung kinderfreundlicher Faktoren
- Schulen recherchieren (öffentlich, international, deutsch)
- Finanzielle Machbarkeit prüfen (mit Schulgebühren!)
- Vorbereitungsreise planen
6-12 Monate vorher:
- Mit Kindern offen über Auswanderung sprechen
- Schulanmeldungen starten (Wartelisten beachten!)
- Dokumente beschaffen (Zeugnisse, Geburtsurkunden beglaubigt und übersetzt)
- Spracherwerb beginnen (Sprachkurse, Apps)
- Zielland gemeinsam erkunden (Bücher, Filme, Essen)
3-6 Monate vorher:
- Vorbereitungsreise durchführen (Schulen besichtigen)
- Wohnung mit kindgerechter Umgebung suchen
- Hobbys und Freizeitangebote im Zielland recherchieren
- Abschiedsrituale planen
- Gesundheitschecks für alle Kinder
1-3 Monate vorher:
- Schulzusagen erhalten und Einschreibung abschließen
- Abschiedsfeste mit Freunden feiern
- Freundschaftsbücher und Adressen austauschen
- Packen mit Kindern (Lieblingssachen mitnehmen)
- Impfungen auffrischen
Nach Ankunft (erste Wochen):
- Schnell Routine aufbauen
- Kinder in Schule einschreiben und begleiten
- Hobbys und Vereine anmelden
- Kontakt zu anderen Familien suchen
- Geduld haben und emotionale Unterstützung bieten
Erste Monate:
- Regelmäßig mit Kindern über Gefühle sprechen
- Kontakt zur Heimat aufrechterhalten (Videoanrufe)
- Soziale Integration aktiv fördern (Playdates organisieren)
- Schulische Entwicklung beobachten
- Bei Problemen professionelle Hilfe suchen
Fazit: Auswandern mit Kindern kann gelingen
Auswandern mit Kindern ist eine der größten Herausforderungen für Familien – aber auch eine der bereicherndsten Erfahrungen. Mit sorgfältiger Planung, offener Kommunikation und viel Geduld schaffen Sie die Grundlage für eine erfolgreiche Auswanderung, von der die ganze Familie profitiert.
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren:
- Kinder von Anfang an einbeziehen – ihre Stimme zählt
- Realistische Erwartungen – Integration braucht 12-24 Monate
- Richtige Schulwahl – passend zu Ihren langfristigen Plänen
- Emotionale Unterstützung – Gefühle ernst nehmen, validieren
- Soziale Integration fördern – Freunde sind der Schlüssel
- Muttersprache bewahren – Zweisprachigkeit ist ein Geschenk
- Finanzielle Absicherung – Budget realistisch kalkulieren
- Geduld und Flexibilität – jedes Kind passt sich anders an
Ihre Kinder werden durch diese Erfahrung wachsen – sie werden weltoffener, anpassungsfähiger und kulturell sensibler. Third Culture Kids entwickeln oft besondere Stärken, die ihnen im späteren Leben enorme Vorteile bringen.
Vertrauen Sie in die Resilienz Ihrer Kinder, geben Sie ihnen Zeit, und schaffen Sie eine liebevolle, unterstützende Umgebung. Dann wird Ihre Auswanderung nicht nur für Sie, sondern für die ganze Familie zum Erfolg.
Für weitere Unterstützung bei Ihrer Familienauswanderung lesen Sie auch:
- Auswandern mit Familie – Ratgeber für Eltern
- Auswandern Checkliste – Komplette Planung
- Krankenversicherung beim Auswandern
Haben Sie Fragen zum Auswandern mit Kindern? Kontaktieren Sie uns – wir unterstützen Sie gerne bei Ihrer Planung.


